Gleich zwei Beispiele für das gespannte Verhältnis zwischen Presse und AfD liefert die Ausgabe vom heutigen 17. Juli. In der Christuskirche fand am Donnerstag Abend eine Podiumsdiskussion der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ohne die AfD statt, am Freitag morgen eine solche im Bonhoeffer-Gymnasium in Metzingen, zu der ich eingeladen war.
Alle Kandidaten hatten die gleichen Redezeiten – der souverän leitende Gemeinschaftskundelehrer Dr. Bauer hatte das gut im Blick. Während die Beiträge der MdBs von Grünen, CDU und FDP einen Großteil des Artikels einnahmen und die emotionalen Worte des SPD-Manns zur Hochwasserkatastrophe den Anfang des Artikels bilden, wird der AfD-Mann gerade einmal zitiert im Zusammenhang mit Corona: „Viel Leid ist von der Regierung gemacht worden.“ – zu diesem Satz stehe ich ohne Wenn und Aber, siehe die vereinsamt Sterbenden in den Alten- und Pflegeheimen im Frühjahr 2020, die vielen Selbstmorde nach Geschäftsschließungen oder Jobverlusten oder psychischen Problemen in der Einsamkeit der Lockdowns usw. usf. Mein Manuskript (nicht alles konnte ich zeitlich unterbringen) siehe da.
Doch auch schlechter Journalismus ist noch steigerbar – ins Negative: obwohl die Zeitung schon am Montag eine Pressemitteilung mit Hintergrundinformationen bekommen hatte, wird die Nichteinladung des AfD-Manns bei der ACK-Veranstaltung in der Christuskirche unkommentiert mit einem Zitat des Pfarrers Burgenmeister erklärt: „Äußerungen des Reutlinger AfD-Bundestagskandidaten Hansjörg Schrade und dessen Partei werteten die ACK-Mitglieder als Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung und hatten sich deshalb entschlossen, ihn nicht einzuladen, erklärte Martin Burgenmeister, Pfarrer der Christuskirche auf Nachfrage eines Zuhörers.“
Intellektuell und auch christlich fair wäre natürlich, wenn Pfr. Burgenmeister das mit einer Äußerung von mir belegen könnte – darauf verzichtet er großzügig. Journalistisch korrekt wäre hier eine Nachfrage des Reporters (ach so, eine Reporterin, Anne Leipold), aber auch das hat der GEA nicht nötig.
Aber wir sind das gewohnt, leider auch vom GEA. Unvergessen der Kommentar vom 1. April 2020 „AfD kennt sich mit Viren aus“, der unseren Aufruf zum Ende des ersten Shutdowns bewusst falsch und hämisch abkanzelte.